Verhaltensbesonderheiten

Verhaltensauffälligkeiten bei alten Menschen können  in ganz unterschiedlicher Art und Weise auftreten,
sei es z.B. als zielloses Umherwandern, nächtlichen Schlafstörungen und Unruhezuständen oder als Aggressivität und Feindseligkeit mit Schreien und Schimpfen, wahnhaften Beeinträchtigungs- und/oder
Verfolgungsideen bis hin zu Halluzinationen.

Auch die eigenen (pflegenden) Angehörigen sind oft Ziel solch unkontrollierter emotionaler Reaktionen.
Oft sind sie schockiert über die Art und Weise, wie sich das Verhalten des Partners, der Mutter oder
des Vaters ect. plötzlich verändert und verstehen nicht, daß diese Veränderungen oft Ergebnis einer Erkrankung sind, daß es sich dabei um ein Krankheitsbild handelt.

Je früher solche Verhaltensveränderungen als potentielle Frühwarnzeichen einer Erkrankung erkannt werden, desto besser sind in der Regel die Behandlungsaussichten.

Die folgende Checkliste bietet eine einfache Hilfestellung bei der gezielten Identifikation und übersichtlichen Zusammenstellung von möglicherweise krankheitswertigen Verhaltensstörungen.

Hinweise zum richtigen Verständnis der Verhaltensveränderungen sowie Tipps zur richtigen Reaktionsweise bei Rast- und Schlaflosigkeit, nächtliches Wandern, Orientierungsstörungen, Mißtrauen und Feindseligkeit, Ängsten, Aggressionen, Wahnvorstellungen und wiederholtes Fragen werden gegeben.

Damit auch die Pflegenden selbst nicht zu kurz kommen, folgen abschließend Empfehlungen zur Selbstpflege.

 

Verhaltensbesonderheiten
–  ein individuelles Übersichtsschema  –


Welche  Verhaltensbesonderheiten oder  -auffälligkeiten  lassen sich beobachten,
wie oft treten sie auf  und wie reagiert man richtig
?

Unruhe  ( => Umgangs-Tipps dazu )

Verlassen des Hauses, Umherirren       
  (Zutreffende Aussage wählen)

Umherwandern, Umtriebigkeit

Nächtliche Unruhe  

Stürze 

Rufen, Schreien


Aggressives Verhalten
 
( => Umgangs-Tipps dazu )

gegen Sachen

verbal gegen Personen

tätlich gegen Personen

 

Desorientierung  ( => Umgangs-Tipps dazu )

zum Ort  

zur Zeit 

zur Person

zur Situation


Verkennung der Realität
 
( => Umgangs-Tipps dazu )

außergewöhnliches Misstrauen     

Verfolgungs-/Beeinträchtigungs- / sonstige Wahnideen


Rückzug, Resignation, Selbstaufgabe  
( => Umgangs-Tipps dazu )

Depressivität

Suizidgefährdung, -absichten

 

… und damit Sie selbst nicht zu kurz kommen !  

( => einige Ratschläge und Empfehlungen )

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unruhe (1)

Erstes Anzeichen, dasssich im Gehirn etwas verändert, sind oft Veränderungen im Antrieb.
Bemerkbar macht sich das häufig mit innerer Unruhe :die Betroffenen fühlen sich angetrieben, meinen ununterbrochen etwas tun oder erledigen zu müssen.
Sie laufen auf und ab, vergessen, was sie machen wollten, kehren um und beginnen eine andere Tätigkeit.

Auch der Schlaf-Wach-Rhythmus ändert sich mit zunehmendem Alter:
Viele ältere Menschen schlafen nicht mehr
durch, sondern wachen schon nach wenigen Stunden immer wieder auf.
Im
Einzelfall kann das zu regelrechten Schlafstörungen führen und zu einer Umkehrung des normalen Tag-Nacht- Rhythmus.

So reagieren Sie richtig :

  • Suchen sie eine sinnvolle Beschäftigung für Ihren Angehörigen, zum Beispiel Handtücher falten oder Kartoffeln schälen.
    Falls der Angehörige sehr unruhig ist, kontaktieren  Sie Ihren Arzt.
    Geben Sie Ihrem Angehörigen genügend Freiraum, damit er sich nicht eingeengt fühlt in seinen Fähigkeiten.
  • Achten Sie auf,ausreichende Bewegung bei Ihrem Angehörigen und auch darauf, dass er möglichst selten ein kleines „Nickerchen“ hält.
    Vermeiden Sie aufputschende Getränke, also Tee oder Kaffee am Abend oder am Spät-nachmittag oder aufwühlende Fernsehsendungen, kurz alles was den Schlaf stören könnte.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Angehöriger nachts nicht das Haus verlassen kann, dass er sicher zu
    Hause herumwandern kann.
  • Auch einige Medikamente, die Ihr Angehöriger vielleicht einnimmt, können dazu führen, dass er tagsüber müde ist und schläft und deshalb nachts nicht mehr schlafen kann.
    Sprechen Sie mit dem Arzt darüber.
  • Sorgen Sie für aktive Beschäftigung tagsüber; tagsüber sollte Ihr Angehöriger nicht schlafen.
  • Klären Sie mit Ihrem Arzt die mögliche Therapie.
  • Bei Unruhe geben Sie Ihrem Angehörigen im Bedarfsfall etwas Milch oder ein Glas Wasser, das wirkt beruhigend; bleiben Sie ruhig und sprechen Sie sanft.
  • Geben Sie dem Patienten etwas zum Spielen in die Hand, zum Beispiel eine Perlenschnur oder ein Taschentuch.
  • Geben Sie ihm etwas Sinnvolles zu tun, zum Beispiel Kartoffeln schälen oder Servietten falten.
  • Ein Schluck Wasser kann ihn zur Ruhe bringen.
  • Schränken Sie den Konsum von Kaffee und schwarzem Tee ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Aggressives Verhalten (2)

Machen Sie sich immer klar, auch wenn es nicht so scheinen mag: Aggressionen des alternden Menschen
nicht gegen die Person des Pflegenden gerichtet.
Sie sind vielmehr Ausdruck seiner Krankheit.
Selbst die sanftmütigsten Menschen können im Verlauf der Erkrankung aggressiv werden, ein Grund dafür
sind häufig Ängste oder auch Frustrationserlebnisse der Kranken.

So reagieren Sie richtig:

    • Versuchen sie, Aggressionen zu ignorieren.
      Versuchen Sie ruhig und gelassen zu bleiben und reagieren Sie nicht gekränkt.
    • Versuchen Sie, die Aggression zu ignorieren und achten Sie auf Ihre eigene
      Sicherheit.
    • Informieren Sie Ihren Arzt über das aggressive Verhalten.       
    • Bleiben Sie gelassen, beruhigen Sie Ihren Angehörigen.
    • Versuchen Sie, ihn abzulenken.
    • Vermeiden Sie Konfrontationen, halten Sie den Kranken nicht fest.
    • Halten Sie sich einen Fluchtweg offen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Desorientierung (3)

Vergesslichkeit, Störungen der Orientierung und eine allgemeine Verwirrtheit sind häufig auftretende  Symptome, sie quälen ältere Menschen und belasten die ganze Familie.
Wenn der alte Mensch den Bezug zur Wirklichkeit verliert, wenn er vertraute Personen nicht mehr als solche
erkennt oder auf vertrauten Wegen nicht mehr nach Hause findet –
dann wird es höchste Zeit zu handeln und den Hausarzt um Hilfe zu bitten.

So reagieren Sie richtig :

  • Organisieren Sie den Tag nach einem festen Zeitplan und versuchen Sie, möglichst viel Routine einzubringen: alte Menschen stellen sich ungern auf neue Situationen ein, erleben diese mit Unsicherheit und reagieren dann schnell verwirrt.
    Betonen Sie deshalb Vertrautes und meiden Sie soweit wie möglich Veränderungen.
  • Treffen Sie Vorsorge, dass der Angehörige das Haus nicht alleine verlassen kann, wenn er unter
    erheblichen räumlichen Orientierungsstörungen leidet. Oder beschaffen Sie ggf. einen Notrufsender
    oder eine GPS-Uhr
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder kontaktieren Sie eine qualifizierte Beratungsstelle.

 

 


Verkennung der Realität (4)

Menschen, die verwirrt sind, leider häufig auch an Wahnvorstellungen und an Halluzinationen.
Im Vordergrund steht oft der Wahn, bestohlen zu werden oder zu verarmen.

Ohne Grund fürchten viele alte Menschen dann arm zu sein, kein Geld für den Lebensunterhalt mehr zu haben und verhungern zu müssen.
Bei den Halluzinationen stehen das Sehe von nicht vorhandenen Dingen, Tieren oder Farben oder das Hören von Stimmen und Geräuschen im Vordergrund.

So reagieren Sie richtig :

  • Versuchen Sie, den alten Menschen abzulenken, zum Beispiel durch ein Gespräch über Dinge, die er gerne
    mag.
  • Achten Sie auf eine gute Beleuchtung des Raumes: „dunklen Ecken“ sollten möglichst nicht entstehen;
    das beugt Wahnvorstellungen und Halluzinationen vor.
  • Sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen vorhanden, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht
    werden, weil dann oft eine medikamentöse Behandlung begonnen werden muss.
  • Versuchen Sie, die Halluzinationen zu erklären, aber akzeptieren Sie, dass sie für den Kranken seine
    subjektive Realität darstellen, reden Sie sie ihm nicht aus und kritisieren Sie ihn deswegen nicht.
  • Versuchen Sie, die Ursache herauszufinden und die Umgebung zu ändern (vielleicht ist es nur zu
    dunkel, ein Spiegel hängt ungünstig oder Bilder ängstigen den Betroffenen).
  • Lassen Sie sich von einem qualifiziertem Arzt oder einer ebensolchen Beratungsstelle beraten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Rückzug, Resignation, Selbstaufgabe (5)

Bein geistigen Abbau kommen depressive Verstimmungen sehr häufig vor.
Denn die Betroffenen merken, dass sie sich in ihrem Verhalten verändern, dass sie anders sind als früher und nichts dagegen tun können.
Sie kommen mit ihrer eigenen Umwelt immer schlechter zurecht und wissen sehr wohl, dass sie zunehmend auf Hilfe von anderen angewiesen sind, sie fühlen sich oft niedergeschlagen und traurig.
Ein gewisses Maß an Traurigkeit ist in manchen Situationen sicherlich verständlich.
Für die Angehörigen ist es aber oft schwierig zu erkennen, ob eine Depression vorliegt, die behandelt werden muss oder ob es ich um eine vorübergehende depressive Verstimmung handelt.

Besonders in den Frühphasen der Erkrankung  machen sich bei vielen älteren Menschen Ängste breit.
Die Betroffenen merken, dass sie sich verändern, dass „irgend etwas“ mit ihnen nicht mehr stimmt.
Manche entwickeln auch Sinnestäuschungen oder Wahnvorstellungen und fürchten
sich deshalb.
Sie haben Angst vor gewohnten und ungewohnten Situationen.

So reagieren Sie richtig :

  • Versuchen Sie bei depressiven Verstimmungen, den Angehörigen aufzumuntern, ihn an Angenehmes aus der Vergangenheit zu erinnern und lustige Begebenheiten in sein Gedächtnis zu rufen.
    Ermuntern Sie den Angehörigen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die er mag, spielen Sie mit ihm ein Kartenspiel oder fordern sie ihn zu einem Spiel mit den Enkeln auf. Das lenkt ab und vertreibt den Trübsinn.
  • Beruhigen Sie Ihren Angehörigen oder versuchen Sie, ihn abzulenken, gehen Sie auf seine Gefühle ein.
  • Stellen Sie eine entspannte, angstfreie Atmosphäre im Haus her, indem sie alles hell und freundlich
    gestalten, häufiger das Licht brennen lassen und wenig an den gewohnten Dingen ändern.
    Denn meistens lässt ich die Depression mit Hilfe von Medikamenten
    bessern.
  • Besprechen Sie die Veränderungen mit Ihrem Hausarzt, er kann entscheiden, ob eine behandlungsbedürftige Depression vorliegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Damit Sie selbst nicht zu kurz kommen !

Nehmen Sie sich Zeit für sich selber, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben !

– Halten Sie Kontakt zu Freunden und Bekannten, um sich vor Isolation zu schützen !

– Lernen Sie, Stress abzubauen, z.B. durch Yoga, Gymnastik und Musik !

– Schaffen Sie sich Freiräume, um die Belastung besser zu meistern !

– Bitten Sie Verwandte, Freunde oder Nachbarn, Ihren Angehörigen zu beaufsichtigen, während Sie einkaufen,
Ihren eigenen Arztbesuch erledigen oder einfach mal eine Pause benötigen !

– Heime bieten eine zeitweise Betreuung an, damit Sie Urlaub nehmen können !

– Nehmen Sie die Hilfe ambulanter Pflegedienste in Anspruch !

– Suchen Sie Hilfe und Unterstützung bei den örtlichen Beratungsstellen !

– Weitere Tipps und Hinweise finden Sie im Merkblatt  Nr.3

– Die Deutsche Alzheimergesellschaft hat zwei Schulungsfilme produziert,
die schwierige Situationen im Alltag mit Menschen mit Demenz aufgreifen
und jeweils einen Lösungsvorschlag zum Umgang mit der Situation anbieten

 

 

 

 

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